Trinkwasser ist unser wichtigstes Nahrungsmittel. Geplante oder tatsächliche Veränderungen wie bspw. die Umstellung auf weiches Trinkwasser werfen regelmäßig – auch schon im Vorfeld – viele Fragen auf, die wir Ihnen hier gebündelt beantworten.
Hier finden Sie auch Antworten auf Mythen, die sich seit vielen Jahren halten, obwohl sie entweder jeglicher faktischer Grundlage entbehren oder aus anderen (i. W. politischen/populistischen) Gründen immer wieder angeführt werden… so dürfe man angeblich weiches Wasser nicht trinken, da man davon sterben könne!? Oder dass weiches Wasser angeblich Wasserleitungen zerstören würde… das Gegenteil ist der Fall! Informieren Sie sich hier:
Grundlegendes
Kann ich weiches Trinkwasser bedenkenlos trinken und verwenden?
Ja. Das Trinkwasser unterliegt strengen Kontrollen und ist das vermutlich am besten kontrollierte Gut der Welt. Weiches Trinkwasser ist genauso wie hartes Trinkwasser völlig unbedenklich, hat demgegenüber aber viele wesentliche Vorteile.
Ist weiches Wasser gefährlich? Kann ich durch den Genuß sterben?
Weiches Wasser ist ungefährlich! Das Wasser aus dem Bodensee gehört mit einem Härtegrad von 9 °dH zu mittelhartem Wasser, versorgt 183 Mitgliedsgemeinden und -verbände und wird täglich von rund vier Millionen Einwohnern im Versorgungsgebiet getrunken. Wasser in Gebirgsregionen wie den Alpen ist noch deutlich weicher und natürlich ebenso unbedenklich!
Welchen Härtegrad hat das Wasser im Lußhardt?
Derzeit beträgt die Wasserhärte des vom Zweckverband Wasserversorgung Lußhardt für Hambrücken und Waghäusel gewonnen Wassers 20,2 °dH. Das entspricht dem Härtegrad „hart“ des Wasch- und Reinigungsmittelgesetzes.
Wie wird Wasser hart?
Natürliches Oberflächenwasser – Regen, Wasser in Flüssen und Seen – ist weich. Das im natürlichen Wasserkreislauf vorkommende Wasser kann im Boden Minerale lösen (hauptsächlich Kalk und Gips). Dadurch wird es (je nach Bodenbeschaffenheit) hart. Das in der Luft und vor allem in der Porenluft des Bodens durch Atmung der Mikroorganismen vorhandene Kohlendioxid bildet mit dem Wasser intermediär Kohlensäure. Diese soll dann Calciumcarbonat unter Bildung von wasserlöslichem Calciumhydrogencarbonat lösen. Analog soll auf diese Weise auch gelöstes Magnesiumhydrogencarbonat entstehen (vgl.: http://schulen.eduhi.at/chemie/haerte.htm).
Das bei uns im Lusshardt gewonnene Trinkwasser wird aus sehr großen Tiefen und aus stark mineralhaltigem Gestein gefördert. Es ist deshalb leider sehr kalkhaltig und hat einen sehr hohen Härtegrad (20,2°dH).
Was ist die ideale Wasserhärte für Trinkwasser?
Die ideale Wasserhärte von Trinkwasser ist eine eher subjektive Angelegenheit und unterscheidet sich von Getränk zu Getränk: Bei Heißgetränken wie Kaffee und Tee ist weiches Wasser ideal, da es den vollen Geschmack der Heißgetränke entfaltet. Gleiches gilt auch für warmes Essen.
Bei Kaltgetränken (kaltes Leitungswasser im Sommer, Eistee) ist hartes Wasser leicht im Vorteil.
Gesundheitlich bedenklich ist weder das eine noch das andere. Meist bevorzugen Menschen Wasser, das an der Schwelle zwischen weich und mittelhart liegt (leicht über 8°dH).
Warum ist hartes Wasser unerwünscht?
Wenn hartes Wasser über 60 °C hinaus erhitzt wird, entstehen Kalkablagerungen, der sog. „Kesselstein“. Dieser setzt sich aus Calciumcarbonat und Magnesiumhydroxid zusammen und ist sehr hartnäckig. Er ist es auch, der für Kalkflecken in Duschen und Bädern, auf Armaturen und Gläsern verantwortlich ist und der für verstopfte Leitungen und Rohre sorgt. Darüber hinaus wirkt sich die Wasserhärte allgemein auf den Verbrauch von Seifen, Dusch- und Waschmitteln und damit auch direkt auf die Umwelt aus: aufgrund hoher Wasserhärte wird automatisch wesentlich mehr davon benötigt! Das belastet unnötigerweise stärker die Umwelt und kostet auch mehr Geld!
Übrigens: Legionellen werden erst ab 65 °C wirkungsvoll abgetötet, doch das sorgt wiederum für Kesselstein… Die Lösung: weiches Wasser!
Mineralstoffmangel durch Wasserenthärtung?
Bei der Wasserenthärtung werden Mineralstoffe wie Kalzium und Magnesium dem Wasser entnommen und Natrium zugeführt. Gesundheitlich ist dies völlig unbedenklich – der Grenzwert der Trinkwasserverordnung für Leitungswasser existiert eher aus geschmacklichen denn gesundheitlichen Gründen. Der prozentuale Anteil des Tagesbedarfs an Kalzium und Magnesium im Trinkwasser ist sowohl bei weichem als auch hartem Wasser vernachlässigbar, weil wir den Großteil der benötigten Mineralien nicht über das Trinkwasser sondern unser Essen aufnehmen. Wäre der Härtegrad des Wassers entscheidend für die Gesundheit, so müssten Gebirgsregionen sich ernsthafte Sorgen um die eigene Bevölkerung machen…
Wie kann ich Geld sparen? Braucht man bei weichem Wasser weniger Waschmittel?
Aufgrund des weichen Wassers werden deutlich weniger Seife, Shampoo, Wasch- und Reinigungsmittel benötigt! Das schont Umwelt und Geldbeutel!
Wichtig: es sind die Dosierungsanleitungen der Hersteller für den vorliegenden Härtegrad des Wasser zu beachten!
Herstellprozess
Wie wird weiches Wasser hergestellt?
Bei der Umkehrosmose wird aus dem Boden gefördertes Trinkwasser durch Filter gepresst, die Kalk, also Kalzium- und Magnesiummoleküle, zurückhalten. Bei dieser Gelegenheit werden auch noch viele weitere, z. T. schädliche Fremdstoffe wie Medikamentenrückstände u. a. aus dem Trinkwasser gefiltert.
Dem so gewonnenen, weichen sog. „Permeat“ wird reguläres Trinkwasser zugesetzt, bis der gewünschte Härtegrad des Trinkwassers erreicht ist.
Wie funktioniert die Umkehrosmose?
Unter Umkehrosmose versteht man eine Variante der physikalischen Enthärtung von Wasser. Dabei wird das Wasser mit Druck durch Membrane beziehungsweise feine Filter geleitet, womit sich eine Reduzierung des durchschnittlichen Härtegrades erreichen lässt.
Im Anschluss an den Filtrationsprozess wird dem Wasser CO2 zugegeben, um es wieder zu entsäuern und das sog. „Kalkkohlensäuregleichgewicht“ herzustellen. Damit wird sichergestellt, dass die im Wasser gebundenen Gasverbindungen darin bleiben, nicht ausfallen und somit Leitungen nicht beschädigen.
In den Membranen bleibt das herausgefilterte Konzentrat der zurückgehaltenen Inhaltsstoffe zurück. Dieses wird je nach Zusammensetzung oder behördlicher Auflagen entweder direkt oder nach vorheriger Behandlung in den Vorfluter abgeleitet, wo es in Bächen, Flüssen und Seen den dortigen Pflanzen als natürlicher Dünger dient.
Was passiert mit den herausgefilterten Stoffen? Werden diese in den Bach zurückgeleitet? Wird die Umwelt durch das weiche Wasser mehr belastet?
Der mittels Nanofiltration herausgefilterte Kalk kann, eine entsprechende Genehmigung vorausgesetzt, in regionale Bäche, Flüsse und Seen eingeleitet werden. Damit wird die mikroökologische Situation des Gewässers verbessert. Darüber hinaus werden diese durch reduzierte Verbräuche von Seifen, Waschmitteln, Shamposs etc. deutlich geringer belastet!
Die Herstellung von weichem Wasser verbessert die ökologische Bilanz deutlich und ist somit umweltschonend(er).
Fällt Sondermüll bei der Enthärtung an ?
Nein. Dem Trinkwasser werden bereits bei der Förderung seit vielen Jahren schon unterschiedliche Zusatzstoffe beigemischt, um die Qualität und Reinheit zu gewährleisten. Die bei der Nanofiltration sich ergebenden Rückstände werden i. d. R. direkt in den Vorfluter eingeleitet, d. h. als natürlicher Dünger Bächen, Flüssen und Seen zugeführt.
Braucht man speziell ausgebildetes Personal für solch eine Anlage?
Nein, die Herstellung von weichem Wasser ist i. W. ein mechanischer Vorgang, die entsprechenden Anlagen sind sehr wartungsarm. Erfahrungen anderer Wassermeister belegen, dass eine entsprechende Anlage den Beschäftigten der Wasserwerke Zeit spart.
Einfluss auf Rohre und Leitungen
Zerstört weiches Wasser meine Rohrleitungen? Rosten ältere Wasserrohre aus Zink durch weiches Wasser schneller?
Weiches Wasser ist absolut unbedenklich für Wasserleitungen! Ja es ist sogar zur Korrosionsvermeidung unerlässlich: In Holland waren es veraltete Rohrleitungen, die bereits vor vielen Jahren dazu geführt haben, dass weiches Wasser zentralisiert und flächendeckend im ganzen Land bereitgestellt wird, weil es – verglichen mit hartem Wasser – eine deutlich geringere Metall-Löslichkeit hat und somit die Verrohrungen schont.
Wasser enthält – egal ob weich oder hart – von Natur aus viele Gasverbindungen, die prinzipiell Leitungsrohre angreifen können. Da im Wasserwerk professionell sichergestellt wird, dass Trinkwasser sich im sog. „Kalkkohlensäuregleichgewicht“ befindet, d. h. dass die im Wasser gebundenen Gasverbindungen darin bleiben und nicht ausfallen, ist weiches Wasser absolut unbedenklich. Dabei wird das Trinkwasser entsprechend den strengen gesetzlichen Vorgaben nach der Enthärtung zur Einstellung des Kalkkohlensäuregleichgewichts weitestgehend entsäuert und damit der pH-Wert angehoben. Dadurch reduziert sich auch die Metalllöslichkeit und die Korrosionsanfälligkeit.
Was passiert mit dem festgesetztem Kalk in älteren Leitungen?
Durch den hohen Mineraliengehalt in hartem Wasser setzen sich diese Mineralien in Rohren ab und Leitungen verkalken , d. h. der Querschnitt der Rohre und damit Durchflussmengen reduzieren sich. Weiches Wasser hat einen deutlich geringeren Mineraliengehalt, weshalb es nicht zu einer weiteren Verkalkung führt. Bestehende Verkalkungen werden weder verstärkt noch reduziert, der Status Quo bleibt erhalten. Im weiteren Verlauf schont weiches Wasser sogar sämtliche Rohrleitungen.
Braucht man andere/neue Wasserleitungen?
Weiches Wasser schont die bestehenden Rohre, weil es im sog. „Säure-Base-Gleichgewicht“ liegt. Die bestehenden Rohrleitungen müssen nicht ersetzt werden, sondern werden einfach weiterhin verwendet. Es fallen deshalb keine zusätzlichen/neuen Kosten für Rohrleitungen an.
Hat man einen höheren Wasserdruck bei weichem Wasser?
Nein, der Leitungsdruck wird durch das Wasserwerk vorgegeben und bleibt gleich.
Private Wasserenthärtungsanlagen
Was kostet eine zentrale Wasserenthärtungsanlage?
Schätzungen gehen davon aus, dass sich für Waghäusel und Hambrücken insgesamt etwa 2-3 Mio Investitionskosten ergeben, die über 20 Jahre abgeschrieben werden.
Der Mehraufwand für die Bevölkerung liegt schätzungsweise bei 0,20-0,50 Euro je m3 Trinkwasser, was über die hohen Einsparpotenziale jedoch überkompensiert wird.
Was mache ich mit meiner privaten Enthärtungsanlage nach der Umstellung auf weiches Wasser?
Sie wissen bereits um die Vorteile weichen Wassers, weshalb Sie eine eigene Enthärtungsanlage haben. Nachdem weiches Wasser zentral zur Verfügung gestellt wird, ist der Betrieb der eigenen Anlage nicht länger notwendig und Sie können deutlich Kosten einsparen. Sie sollten deshalb ihre Enthärtungsanlage vom Netz nehmen (sprechen Sie einen Fachbetrieb darauf an)!
Mit einer nicht ordnungsgemäß gewarteten bzw. in Betrieb befindlichen Anlage riskieren Sie übrigens Verkeimungen in Ihrem Hauswassernetz!
Sonstiges
Ist weiches Wasser anfälliger für schädliche Keime?
Nein, Trinkwasser wird unter der Aufsicht von Profis im Wasserwerk produziert. Auch bisher werden dem Trinkwasser bereits unterschiedliche Zusätze beigemischt, um die Qualität, Reinheit und Sauberkeit des Trinkwassers zu gewährleisten. Unser Trinkwasser wird regelmäßig daraufhin überprüft. Der Härtegrad des Trinkwassers beeinflusst nicht die Anfälligkeit gegenüber Keimen.
Steigt mein Stromverbrauch (bspw. bei Haushaltsgeräten)?
Nein, weiches Wasser hat keinen Einfluss auf die Stromkosten.
Halten Haushaltsgeräte wie Wasch-, Kaffeemaschinen etc. länger?
Weiches Wasser enthält deutlich weniger Kalk, d. h. sowohl Reinigung als auch Wartung fällt seltener an. Die Lebensdauer der Geräte steigt, da Leitungen und Oberflächen weniger verkalken und sich damit Einflussfaktoren für Gerätestörungen reduzieren.
Was muss nach einer Umstellung auf weiches Wasser beachtet werden?
Nach der Umstellung auf weiches Wasser müssen zwingend die verwendeten Mengen an Seifen, Shampoo, Wasch- und Reinigungsmitteln reduziert werden! Darüber hinaus sind die Einstellungen einzelner Geräte wie z. B. Waschmaschinen, Spülmaschinen, Kaffeeautomaten usw. entsprechend der Herstellervorgaben anzupassen. Bitte konsultieren Sie hierzu die Bedienungsanleitung oder den jeweiligen Hersteller.
In Einzelfällen kann es in der Übergangszeit von einigen Wochen vorkommen, dass sich durch die geänderte Wasserzusammensetzung kleinere Eintrübungen im Wasser ergeben. Diese stellen jedoch keinerlei Beeinträchtigung der Wasserqualität dar und sind gesundheitlich unbedenklich. Sie schaffen ganz leicht Abhilfe, indem sie ihre Hausleitung spülen. Eingebaute Wasserfilter sollten sie während einer Umstellungszeit von Zeit zu Zeit kontrollieren und gegebenenfalls ebenfalls spülen oder wechseln.
Wie lange dauert es bis eine Wasserenthärtungsanlage gebaut ist?
Eine entsprechende Anlage setzt die Freigabe durch die Verwaltung (Wasserversorger, Stadt-/Gemeinderat) sowie Baugenehmigung des Landratsamtes voraus. Leider kann das – insbesondere aufgrund politischer Klüngelei – dauern! Der Bau der Anlage als solches kann innerhalb 6-12 Monaten realisiert werden, so dass das begrenzende Moment aktuell (leider) die Kommunalpolitik ist.